Auch im 21. Jahrhundert interessieren sich verhältnismässig wenige Frauen für eine Tätigkeit in der Technikbranche als typischer Männerdomäne. Unsere Céline wird Mitte August ihre Lehre als Mediamatikerin erfolgreich abschliessen. Im Interview erfahren wir mehr über ihren Berufsalltag aus weiblicher Sicht in die Welt der Technik.
Viel Vergnügen beim Interview:
Wie bist Du auf die Ausbildung zur Mediamatikerin gestossen, wie hast du dich darüber informiert und was hat dich neugierig gemacht?
„Ich hatte zuvor einige Schnuppertage für eine KV-Lehre absolviert. Obwohl mir jene Arbeit zusagte, empfand ich den Alltag als einseitig. So meldete ich mich im ASK und absolvierte einen Interessenstest. Die Vielseitigkeit eines Mediamatikers schien perfekt für meine Bedürfnisse. Anschliessend habe ich mich noch weiter über den Beruf informiert – im Internet finden sich allerlei Infos darüber. Nach weiteren Schnuppertagen war für mich klar: Der zusätzliche Multimediaeinsatz gegenüber der KV-Lehre faszinierte mich so sehr, dass ich Mediamatikerin werden wollte.“
Jetzt bist du fertig mit deiner Lehre. Hat die Ausbildung zur Mediamatikerin rückblickend deiner Vorstellung entsprochen?
„Auf jeden Fall ist die Ausbildung noch vielseitiger, als ich es mir vorgestellt habe. Da ich zu Beginn meiner Lehre 2 Jahre auf der Gemeinde arbeitete, konnte ich mir fundiertes Wissen im kaufmännischen Bereich aneignen. Dafür war ich vor allem in den Schulfächern Wirtschaft und Rechnungswesen dankbar. Zudem konnte ich in den zwei Jahren meine Kommunikationsfähigkeit markant verbessern. Im zweiten Teil meiner Ausbildung durfte ich dann zu BRACK.CH wechseln, um eine mehr fachspezifische Ausbildung zu erleben. Dabei standen die Abteilungen IT, Technik sowie Marketing im Vordergrund.“
Hast du dich schon immer (vor der Lehre) für Technik / neue Medien interessiert?
„Ich habe mich bereits in der Oberstufe viel am Computer beschäftigt. Dabei habe ich diesen auch mal geöffnet um mit eigenen Augen zu sehen, wie ein solches Gerät von innen ausschaut. Ansonsten habe ich mich mit Bildbearbeitung befasst und war im Allgemeinen vom Internet und besonders von Social Media fasziniert.“
Gemäss Statistik entscheiden sich nach der Schulzeit mehr Frauen für soziale als für technische Berufe – worin siehst du einen Grund dafür?
„Ich kann mir vorstellen, dass eine Mehrheit der Frauen nach Gleichgesinnung sucht und dadurch in einem eher weiblichen oder ausgeglichenen Umfeld arbeiten möchte. Zudem sind viele der Meinung, die notwendigen Kompetenzen nicht zu besitzen bzw. erlernen zu können. Viele haben wahrscheinlich Angst, damit überfordert zu sein – tatsächlich ist es meiner Meinung nach als Frau schwieriger, in diesem Metier ein Ansehen aufzubauen.“
Die ICT-Welt wird bekanntlich von Männern dominiert. Fällt es dir als Frau im Berufsalltag schwierig, dich durchzusetzen?
„In unserer Firma sehe ich da keine Schwierigkeiten. Ich arbeite zurzeit, abgesehen von mir, in einem reinen Männerteam und fühle mich dabei in keiner Weise ungerecht behandelt. Dennoch gibt es für die Beziehung von Frauen zur Technikwelt natürlich Vorurteile. So habe ich bereits erlebt, dass Männer unbewusst als technisch kompetenter angesehen werden.“
Hältst du die Aussage „Technik ist Männersache“ für ein Vorurteil? Warum?
„Natürlich ja – den geübten Umgang mit Technik müssen alle gleich erarbeiten. Ich sehe aber keinen Grund, warum sich Frauen darin nicht genauso wie Männer etablieren können. Das Vorurteil entsteht meiner Meinung nach eher daraus, dass sich Frauen selbst bezüglich Technik wenig zutrauen oder zu anderen Interessen neigen.“
Gemäss Umfragen haben Frauen oft Angst, den technischen Anforderungen von ICT-Berufen nicht gewachsen zu sein. Kannst du das nachvollziehen?
„Das kann ich voll und ganz verstehen, denn mir ist es zu Beginn meiner Ausbildung ebenso ergangen. Während der Lehre zur Mediamatikerin habe ich jedoch gelernt, dass man keine Angst vor Neuem haben muss. Und es spielt doch keine Rolle, ob ein Mann oder eine Frau in die ICT-Welt eintritt – es gibt auf jeden Fall für alle vieles zu lernen.“
Welche Fähigkeiten sollte eine (zukünftige) Mediamatikerin mitbringen?
„Wichtig ist, dass man sich von neuem nicht abschrecken lässt. Der Arbeitsbereich der Mediamatik ist sehr breit gefächert. Deshalb wird man mit lernen nie am Ende ankommen.
Grundsätzlich ist ein allgemeines Interesse an Social Media, Web-Auftritten und E-Commerce von Bedeutung. Zudem hilft ein Sinn für Gestaltung und das Flair für Technik. Abschliessend sollten Mediamatikerinnen und Mediamatiker teamfähige Personen sein und ein Talent zur Organisation mitbringen. Selbstverständlich werden alle notwendigen Fähigkeiten in der Schule vertieft. Daher ist es von Vorteil, aber nicht zwingend, Vorkenntnisse mitzubringen.“
Motivierende Schlussworte von Céline:
„Angehende Mediamatikerinnen sollen sich nicht von moderner Technik abschrecken lassen. Durch die Vereinigung von IT, Gestaltung und Administration lassen sich mehrere Bereiche entdecken und nach Bedarf später gezielt weiterbilden. Natürlich kann man nicht für jeden Bereich dasselbe Interesse aufbringen, die jeweils zu lernenden Grundlagen sind aber alle zu meistern.
Persönlich bin ich sehr zufrieden mit meiner Ausbildung und dem Weg, welchen ich gewählt habe. Gerne empfehle ich diesen weiter.“
Céline ist es mit ihren ehrlichen Antworten bestimmt gelungen, einige Vorurteile aus der Welt zu schaffen. Vielen Dank!
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